Montag, 29. Oktober 2018

Schuld und Wahrheit

Deutsches Haus Cover
Deutsches Haus  von Hess, Annette
Ullstein HC 
ISBN-13: 978-3-550-05024-4
Die junge Eva Bruhns, Übersetzerin für Polnisch, wird angefragt, ob sie die Zeugenaussagen für den ersten Prozess 1963 gegen die Akteure im KZ Auschwitz übersetzen könnte. 
Bei ihren Nachfragen im elterlichen Haus, was während des Krieges passiert sei, und ob man von diesem Lager gewusst habe, stösst sie auf eine Wand des Schweigens. Ihre Eltern verbieten ihr sogar, weiter zu übersetzen. Auch ihr Verlobter Jürgen, aus gutem Haus stammend – eine Hochzeit mit ihm wäre ein gesellschaftlicher Aufstieg – ist dagegen, dass Eva für das Gericht arbeitet. 
Nichtsdestotrotz, Eva übersetzt weiter, sie begleitet sogar die Delegation nach Auschwitz, um Augenschein zu nehmen und die Zeugenaussagen zu überprüfen. 
Einerseits ist die Situation in Deutschland in den 60er-Jahren sehr gut beschrieben, das Gefühl von einem beginnenden Wohlstand, aber auch bereits wieder die Angst vor den Fremden. Und gleichzeitig das Verdrängen der eigenen Geschichte, der Frage, was genau während der Nazi-Zeit passiert ist. 
Eva kämpft mit der Wahrheit, und sie kämpft auch gegen die Bevormundung durch ihren Vater und ihren Verlobten. Sie muss jedoch feststellen, dass auch sie, obwohl damals noch ein Kind, von den Opfern als schuldig angeschaut wird. 
Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt und nicht mehr losgelassen. In einer klaren, schnörkellosen Sprache erzählt uns Annette Hess eine Geschichte über die Geschichte, die gerade heute wieder enorm an Bedeutung gewinnt. 

Elisabeth Trümpy
Natürlich erhältlich in der Buchhandlung Wortreich in Glarus
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Herzlich, euer Wortreich-Team