Dienstag, 22. Dezember 2015

Schnee, Schnee, soweit das Auge reicht…

Mit meinen Hunden
Nicolas Vanier; ISBN 978-3-89029-464-3,
 Malik, 2015 
Wer mit Schlittenhunden 6000 Kilometer durch Sibirien, China und die Mongolei fährt, muss verrückt sein – ausser er heisst Nicolas Vanier und macht seit Jahrzehnten erfolgreich Expeditionen. Noch dazu ist er gesegnet mit einem literarischen Talent! Ein moderner Jack London!

Der mit dem Buch „Das Schneekind“ bekannt gewordene Nicolas Vanier schreibt mit seinem neusten Buch „Mit meinen Hunden“ einen spannenden Erlebnisbericht über seine abenteuerliche Reise mit seinen Schlittenhunden vom pazifischen Ozean bis an den Baikalsee. Die endlos weiten Steppen, die rauen Flusslandschaften und die wilde Bergkulisse faszinieren den Abenteurer, doch er muss permanent mit Hindernissen und Gefahren rechnen. Streckenweise wird er von einheimischen Reitern begleitet, die ihn in ihre Jurten einladen.

Im Mittelpunkt stehen seine Hunde, jeder einzelne ein Individuum mit Stärken und Schwächen, die Nicolas Vanier mit Liebe und Zärtlichkeit beschreibt. Nicolas Vanier beschreibt sich selber als eher unverträglich was Menschen angehe, dafür liebt er seine Hunde über alles – aber: Seine Familie ist sein Ein und Alles und auf der letzten Etappe begleitet ihn sein junger Sohn.
Nicolas Vanier beschert uns eine eiskalte naturgewaltige Reise im Kopf, immer spannend, teils lehrreich und erstaunlich, aber auch berührend und mitfühlend. 


Buchhandlung Glarus
Eine abenteuerliche Weihnachtszeit mit guter Lektüre wünscht euch
Christa Pellicciotta

PS

Natürlich erhältlich in der Buchhandlung Wortreich in Glarus

Montag, 21. Dezember 2015

Ein weitere Jahr voller Höhenpunkte im Worterich

Bei rund fünfzig stattgefundenen Veranstaltungen im 2015 ist es schwer, einzelne herauszupicken. Alle waren in sich anregend, spannend und beeindruckend und sehr unterschiedlich. Bei jeder konnte man etwas anderes mit nach Hause nehmen. Ob bei den monatlichen Kinovorführungen, den Konzerten, Lesungen, Vorträgen – es war jedes Mal eine Bereicherung. Das Veranstaltungsjahr 2015 machte mit Franz Hohler den Auftakt und schloss mit Peter Bichsel! Die Buchhandlung Wortreich hatte aber auch ihr breites Sortiment an Neubüchern weiter ausgebaut und einen hübschen Naturgarten angelegt, sodass die Besucher sowohl in der schönen Atmosphäre der Kulturbuchhandlung verweilen konnten, als auch im Lesegärtchen Kaffee trinken. Weitere Informationen: http://www.wortreich-glarus.ch




Mittwoch, 25. November 2015

Auswanderer – Leben zwischen den Kulturen

Die Aufforderung des Schlafwandlers zum Tanz
Mira Jacob,
„Die Aufforderung des Schlafwandlers
zum Tanz“,

 ISBN 978-3-8479-0561-5,
Eichborn, 2015 
Amina – die Hauptfigur des Romans – kommt auf Bitte der Mutter für einige Zeit zurück ins Elternhaus. Dem Vater geht es gesundheitlich nicht gut und sie möchte ihm und der Mutter beistehen. Die Eltern von Amina kamen als junges Ehepaar von Indien in die USA, mit der Absicht, wieder zurückzukehren. Der Vater machte dann aber Karriere als Arzt und so beschlossen sie zu bleiben. Für Amina beginnt eine schwierige Zeit, in der viele Erinnerungen auftauchen und sie gezwungen wird, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Angefangen bei ihren indischen Grosseltern, überhaupt der Familie in Indien, der Beziehung der Eltern, dem frühen Tod ihres geliebten Bruders, ihren eigenen Beziehungen und nicht zuletzt darüber, wie ihre berufliche Zukunft aussehen soll. Seit einigen Jahren ist sie Hochzeitsfotografin, was ihrem Talent und Können aber nicht entspricht. Dies alles läuft parallel dazu, dass es ihrem Vater immer schlechter geht.
Das Buch ist lebendig, farbig, humorvoll geschrieben – man kann lachen, sich ärgern, manchmal ist es traurig – es steckt voller Emotionen. Es beschreibt die indische Kultur und wie es Auswanderern, die zwischen verschiedenen Kulturen stehen, ergehen kann. Es ist ein Buch zum Eintauchen und sich voll und ganz in dieser Geschichte zu verlieren. Ein Buch, das sich hervorragend für die kommenden Festtage eignet, sei es zum Selberlesen oder zum Verschenken.

Brigitte LustiViel Vergnügen und bis zum nächsten Mal!
Brigitte Lusti
PS
Natürlich erhältlich in der Buchhandlung Wortreich in Glarus



Freitag, 13. November 2015

„Cocktails“ von Pamela Moore

Christa PellicciottaBuchhandlung Wortreich,  in Glarus,
präsentiert den Roman „Cocktails“  von Pamela Moore.
Die Buchrezension ist in der trendigen „Freulerbar“ in Glarus aufgenommen worden.


Viel Vergnügen und bis zum nächsten Mal!
Christa Pellicciotta
PS
Natürlich erhältlich in der Buchhandlung Wortreich in Glarus

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Irreführung auf Mafia-Art:


Am Ende einer Welt
Dennis Lehane, Diogenes 2015,
ISBN 978-3-257-06944-0, CHF 27,00
„Am Ende einer Welt“ heisst das neuste Buch des Bestseller-Autors Dennis Lehane und handelt von  einem, der seine kriminelle Vergangenheit hinter sich gelassen hat und trotzdem eines Tages aus heiterem Himmel ein Kopfgeld auf ihn angesetzt wird…
Wer Mafiageschichten mag, die im Amerika der 40er-Jahre spielen, muss dieses Buch unbedingt lesen! Von der ersten Seite an lässt einem die Geschichte und die Figuren nicht mehr los, nicht mal unbedingt, weil man wissen möchte, wie es weiter geht – vielmehr ist es der sprachliche Aufbau und der spezielle Humor, den man so gerne geniessen will! Während dem Lesen sieht man einen Film ablaufen, manchmal zeitpassend in schwarz-weiss, sieht die typischen Gangster der amerikanischen Mafia, die damals vor allem von den italienischen Clans bestimmt ist, aber langsam von Schwarzen und Asiaten verdrängt wird. Der Held der Geschichte, wenn man ihn dann so nennen will, ist einem eigentlich sympathisch, denn er zeigt unübliche Selbstkritik, echte Liebe und eine ehrliche Moral. Ein paar Seiten weiter wird man dann aber wieder in den Film reingezogen und man sieht Joe Coughlin wieder als das, was er ist, ein intelligenter und tödlicher Gangster! Dass einige Bücher von Dennis Lehane bereits verfilmt wurden (Mystic River und Shutter Island) verwundert nicht,  derart bildhaft vermag der Autor zu erzählen. 

Schon lange keine so tolle Mafiageschichte mehr gesehen – äh gelesen!

Bis zum nächsten Mal grüsst euch aus dem wortreichen Wortreich
Christa Pellicciotta


Christa Pellicciotta Buchhandlung Wortreich

Samstag, 10. Oktober 2015

Die wilden Abruzzen VI

Reise in die Abruzzen. Vorbereitung Wein-Degustation im Wortreich 30.10.2015
Agri Verde Morro d‘oro 09.10.2015

Agri Verde
Agri Verde

Agri Verde
Nach der Übernachtung im Agriturismo Agriverde Ortona (Chieti) konnten wir am Morgen den Keller dieses traditionsreichen Weinproduzenten besichtigen. Seit 1830 werden ihre Weine exportiert. Sie zählen zu den ältesten Weingütern der Abruzzen. Die Familie De Carlo sind Pioniere der Bioproduktion und Bioverträglichkeit. Der ganze Keller wurde mit umweltfreundlichem Material gebaut. Flaggschiff dieses Kellers ist sicher der „Plateo“, ein Montepulciano d’Abruzzo, 24 Monate im Stahlbottich, dann 12 Monate Barrique und weitere 24 Monate in der Flasche. Erst dann wird er auf den Markt gestellt. Nebst den sehr bekannten autochtonen Traubensorten wird hier eine weitere autochtone, weniger bekannte Traube winifiziert: „Die Passerina“ wird als Weisswein oder als Sekt ausgebaut.








Morro d^oro
Morro d^oro
Der nächste und letzte Besuch ist der Keller „La Quercia“ in Morro d‘oro in der Provinz Teramo. Das Weingut mit dem Keller wurde von vier Freunden im Jahr 2000 übernommen,  mit einer Grösse von 5 ha gestartet und heute sind sie mit 21 ha ein Beispiel eines gut geführten Betriebes. Hier haben wir eine weitere autochtone Traube entdeckt, den  „Montonico“, aus dem ein leichter, fruchtiger Weisswein hergestellt wird. 


Morro d^oro


Abruzzen














Weindegustation „Aus den wilden Abruzzen" 

Freitag, 9. Oktober 2015

Die wilden Abruzzen V


Reise in die Abruzzen. Vorbereitung Wein-Degustation im Wortreich 30.10.2015
Di Virgilio  08.10.2015


Domenico di Virgilio Casal Bordino
Domenico Di Virgilio
In der Gemeinde von Torino di Sangro in der Provinz Chieti, wenige Meter vom Meer hat Domenico Di Virgilio sein Weingut. Seit mehr als 35 Jahren hat sich von der in der Gegend üblichen Produktion getrennt und auf Qualität gesetzt. Auf einem Teil der zirka 10 Hektaren  Reben produziert Di Virgilio Wein aus stock- oder wurzelechten Reben. Bewusst der Risiken dieser Art von Produktion, suchte der hartnäckige Winzer verlorene Geschmäcker und Aromen, die in den Weinen der gepfropften Rebstöcken verschwunden sind. Er wird in  Zukunft nebst dem Montepulciano alle seine weiteren Reben (Trebbiano und Pecorino) so anpflanzen.
In Ortona steht die Enoteca regionale d‘ Abruzzo. Es sind zirka 200 Weine vertreten, die kann man degustieren und kaufen. Entdeckt haben wir zwei weitere eher unbekannte autochtone Traubensorten „Passerina“ und „Cococciola“. 

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Die wilden Abruzzen IV

Reise in die Abruzzen. Vorbereitung Wein-Degustation im Wortreich 30.10.2015
Torre dei Beati  07.10.2015

Nach einer wunderbaren Fahrt von Sulmona über den Passo San Leonardo mit Übernachtung in Caramanico Terme. Zur Empfehlung das B&B Antico Borgo. Nächstes Weingut ist Torre dei Beati in Loreto Aprutino. Vom Dorf aus sieht man die Berge und das nahe gelegene Meer. Dieses Weingut wird von Adriana Galasso und Fausto Albanesi geführt. Mit viel Leidenschaft und Können produzieren sie seit mehreren Jahren einen hochgepriesenen Wein ausschliesslich aus Montepulciano d‘ Abruzzo, Trebbiano und Pecorino. 21 Hektar gelegen auf 200‑300 m.ü.M. und 25 km von der Adriaküste. Alle seine Weine werden in Holzfässern gelagert. Die alten Reben sind auf Pergola Abruzzese, die neuen auf Drahterziehung.



Fausto Albanesi -  Winzer aus Leidenschaft


Mittwoch, 7. Oktober 2015

Die wilden Abruzzen III


Reise in die Abruzzen. Vorbereitung Wein-Degustation im Wortreich 30.10.2015
Sulmona und Prezza 06.10.2015

Inmitten des Peligna-Tals liegt Sulmona. Die Stadt von Ovid. Kulinarisch und folkloristisch sind die „Confetti“ Zucker-Mandeln überall vertreten, in vielen kreativen Ausführungen. Der Grund ist die nahe gelegene Confetti-Fabrik Pelino.


Pietro da Morrone
Am 5. Juli 1294 wurde überraschend ein  Papst aus Sulmona gewählt - ein alter Eremit Pietro da Morrone, der in den Bergen nahe Sulmona lebte. Bekannt wurde er auch wegen einem ungewöhnlichen Schritt: Am 13. Dezember 1294 tauschte er die insignierte päpstliche Macht gegen eine einfache Mönchskutte. Empfehlenswert das Buch darüber von Ignazio Silone (abruzzesischer  Autor) "Abenteuer eines armen Christen"












Vini Praesidium

Die Traube „Montepulciano d‘ Abruzzo“ wurde zuerst im Peligna-Tal angepflanzt bis sie dann die ganze Region besiedelte. In den letzten Jahren sind die Reben in diesem Tal mehr oder weniger verschwunden. Einer der letzten Produzenten ist Enzo Pasquale in Prezza. Ein Spitzenwein: Praesidium. Nebst dem Cerasuolo und Montepulciano Riserva produziert er noch den Ratafià, einen aus Montepulciano d‘ Abruzzo und Kirschen hergestellten Liquore. 

Vini Praesidium
Cerasuolo
















Montag, 5. Oktober 2015

Die wilden Abruzzen II



Reise in die Abruzzen. Vorbereitung Wein-Degustation im Wortreich 30. Oktober 2015

Ofena 05.10.2015


Die Hochebene unter dem „Calderone“, dem einzigen Gletscher der Apenninen, wird „der  Backofen der Abruzzen“ genannt. Das Dorf Ofena liegt mittendrin. Im Sommer ist am Tag heiss und wegen den Bergen gibt es kühle Nächte und oft harte, lange Winter.
Ofena

Wir haben zwei Produzenten besucht: Cataldi-Madonna und Gentile, zwei Produzenten, die hohe Qualität anstreben. In der Luft des Kellers gärender Most-Geschmack.  Traktoren liefern die frisch geernteten Trauben an. Auf dieser Höhe sind sie noch mitten in der Ernte. Beide produzieren Weine aus autochtonen Rebsorten, Montepulciano d‘Abruzzo, Trebbiano und den vor paar Jahren wiederentdeckten Pecorino. Diese Weingüter haben in die regionale Richtung eingeschlagen und verzichten auf internationale Rebsorten. Der Montepulciano von hier ist nicht so schwer wie der in der Nähe der Küste produzierte. Ein richtiger Berg- Wein, wie Gentile sagt.















Weindegustation „Aus den wilden Abruzzen" 

Sonntag, 4. Oktober 2015

Die wilden Abruzzen

Reise in die Abruzzen. Vorbereitung Wein-Degustation im Wortreich 30. Oktober 2015

Amatrice 04.10.2015

Zwar gehört Amatrice „über Nacht“ seit dem Jahr 1927 nicht mehr zur Region Abruzzen,  sondern zu Lazio, aber wegen den bekannten Spaghetti all‘amatriciana und des nahe gelegenen, grössten künstlichen Sees der Abruzzen, Lago di Campotosto, ist dies eine Reise wert. Das Rezept des bekannten Pasta-Gerichtes steht an jeder Ecke des typisch  abruzzesischen Bergdorfes. Die Sauce besteht hauptsächlich aus Guanciale und Pecorino. Nach der Entdeckung von Amerika und der Einführung der Tomaten nach Europa ist aus der Amatriciana bianca oder „grigia“ die klassische Amatriciana entstanden.

Aus „Le ricette regionali italiane“ 1967 schreibt Anna Gosetti Della Salda: „L‘amatriciana wäre logischerweise ein Gericht der abruzzesischen Küche, das in die lazialische migriert wurde.“



Montag, 28. September 2015

Die Kur - Arno Camenisch

Eine kleine Videopräsentation von Christa Pellicciotta, Buchhandlung Wortreich, des neusten Romans des Schweizer Autors Arno Camenisch


















Viel Vergnügen und bis zum nächsten Mal!
Christa Pellicciotta
PS
Natürlich erhältlich in der Buchhandlung Wortreich in Glarus

Mittwoch, 23. September 2015

Gemeinsam alt werden

Christoph Poschenrieder, Diogenes, 2015
ISBN 978-3-257-06934-1

Es geht um fünf Freunde, die sich seit ihrer Kindheit kennen. Damals unzertrennlich, treffen sie sich noch immer mindestens einmal jährlich, um dem sechsten, bei einem Unfalltod verstorbenen Kameraden zu gedenken.




Als die Pensionierung bei allen ansteht, bringt einer von ihnen den Vorschlag, sich zusammen zu tun und gemeinsam in einem Haus zu leben. Alle sind entweder allein oder von ihren Familien entfremdet und die Angst steigt, ohne jemanden alt und von anderen versorgt werden zu müssen.

Nach längeren Diskussionen steht der Entschluss: Ein passendes, genau ihren Wünschen entsprechendes Haus wird gesucht und gekauft.


Der Roman beschreibt nun das Zusammenleben der fünf alten Männer. Wie sie sich einrichten, ihr Leben miteinander und je einzeln verbringen, wie sie sich mit den Themen des Älterwerdens, mit Sterben und Tod beschäftigen. Wie sie sich auf immer neue Situationen einstellen müssen und können und wie sie trotz unterschiedlicher Meinungen und Streitereien, Verständnis füreinander aufbringen, sich einsetzen für das Wohl des jeweils anderen.


Irgendwann sind sie gezwungen, sich in Form einer Pflegerin Unterstützung ins Haus zu holen, wohnen aber doch alle bis zum Tod in ihrem Haus. Diese Pflegerin ist es dann auch, die das Haus schrittweise, ganz sanft einem neuen Zweck zuführt.


Ist es nicht eine schöne Vorstellung, im Alter umgeben zu sein von Menschen, die ich bereits ein Leben lang kenne, die meine Stärken schätzen und mich trotz meiner Schwächen gerne haben und die mich begleiten bis in den Tod? Ein sehr lesenswertes Buch!

Das ist nur eines all der im Moment erscheinenden neuen Bücher - es ist Bücherherbst - und es hat viele mehr, die sich zu lesen lohnen. Gerne helfen wir euch beim Auswählen, kommt einfach ins Wortreich:-))

Wir wünschen euch viele entspannte, wohlige Herbst-Lese-Stunden, herzlich: Brigitte





Donnerstag, 20. August 2015

Selbstbestimmt bis ins hohe Alter


Baba Dunjas letzte Liebe
Alina Bronsky, 

ISBN 978-3-462-04802-5, 
Kiepenheuer & Witsch, 2015
Baba Dunja hat bis zum Reaktorunglück in Tschernobyl in ihrem Heimatdorf Tschernowo gelebt. Nach einigen Jahren aufgezwungenen Fernbleibens, kehrt sie nach ihrer Pensionierung zurück in ihr Haus. Sie will ihr Alter selbstbestimmt und in Ruhe begehen. Mit der Zeit tun es ihr andere, ebenfalls ältere Menschen nach. Während alle Angst vor der Strahlung und der Radioaktivität haben, entsteht ein Dorf der Gleichgesinnten, die für einander da sind, für einander sorgen. Wasser gibt es in diesem Niemandsland nur aus dem Brunnen, Elektrizität nur an guten Tagen und Gemüse aus dem eigenen Garten. Das, was man nicht selber anbauen kann, muss beschwerlich in der nächsten Stadt eingekauft werden. 

Im Buch wird beschrieben, wie diese Alten ihr Leben verbringen, was sie beschäftigt. Baba Dunja schreibt Briefe an ihre in Deutschland lebende Tochter, die sie wegen der Strahlung nie besuchen kommt. Der fast hundertjährige Sidorow bandelt mit der Melkerin Marja an, der sterbenskranke Petrov liest in der Hängematte liegend Liebesgedichte. Die Geschichte von Baba Dunja wird mit Ironie, viel Herz und berührenden, warmen Worten beschrieben. Baba Dunja, die es in Russland und auch ausserhalb davon zu einiger Bekanntheit gebracht hat und als die „Dorf-Bürgermeisterin“ betrachtet wird. Wie verantwortlich für das Wohl aller sie sich selber fühlt, zeigt sich, als ein Fremder ins Dorf kommt und das ganze Gefüge in Schieflage bringt.

Ein wunderbares Buch über eine eindrückliche, mutige Frau, die Vorbild sind kann!

Findet könnt ihr dieses Buch natürlich in der Buchhandlung Wortreich und mich ebenfalls ;-)

Bis zum nächsten Mal

Brigitte Lusti

Montag, 17. August 2015

Ist das auch 3D-Kino?

Bild: Gabriele Pellicciotta
Beim üblichen 3D-Kino handelt es sich um „ein Film, der dem Zuschauer durch stereoskopische Verfahren ein bewegtes Bild mit einem Tiefeneindruck für stereoskopisches Sehen vermittelt“ (Wikipedia). Wenn statt der dritten Dimension der Tiefe der Geschmacksinn eingefügt wird, kann man auch von einem 3D-Kino oder nur von 2D+ sprechen? Auf jeden Fall beschreibt der aktuelle Blogeintrag ein Konflikt-Thema des Films „CHEF“, der in unserer Kulturbuchhandlung vor einem begeisterten Publikum projiziert wurde. Ein Film von Jon Favreau, der Regisseur, Drehbuchautor, Hauptdarsteller und Produzent des Films ist.

Der „Lava-Kuchen“, ein Schokoladetörtchen mit einem flüssigen Kern. Jemand wird sagen, typisch amerikanisch, einfach, aber mit grossem Effekt – weil es für die Zubereitung keine grosse Kocherfahrung braucht und die flüssige Schokolade beim Reinstechen herausquillt – eine Mega-Show. Aber im Film haben einige eine andere Meinung. Der Gastrokritiker Ramsey Michel (Oliver Platt) unterstellt dem Chefkoch Carl Casper (JonFavreau) einen ängstlichen Charakter, weil er  mangelnden Mut gezeigt habe bei der Backzeit des Kuchens. Eine Backzeit, die länger oder kürzer  den flüssigen Kern des Endresultats beeinflusst.

Wir haben es ebenfalls gebacken und in der Kino-Pause den neugierigen Zuschauern zum Essen angeboten. Sie konnten sich selber ein Bild machen über einen der Zankapfel des Films. Es wurden auch „Cubanos“ aufgetischt (populäre Sandwichvariante der Exilkubaner in Florida). Die Cubanos  ermöglichten es Chefkoch Carl Casper, seine Freiheit zurückzuerobern und sich zu bestätigen als kreativer und erfolgreicher Gastronom.

Ob 3D oder 2D+, es war wieder einmal ein viel-sinniger Erlebnisabend im Wortreich!

Bis nächstens im Wortreich
Gabriele Pellicciotta

Am Schluss noch das Rezept des Lava-Kuchens aus dem Blog „Rocco e isuoi… Fornelli“ (übersetzt und nachgebacken von Christa Pellicciotta Buchhandlung Worteich“):


Ciocco-Morbido:
Für 8 Törtchen
- 200 g Schwarze Schokolade (z.B. Crémant)
- 200 g Butter
- 160 g Zucker
- 4 Eier
- 40 g Mehl
- 1 Pck. Vanillezucker
Förmchen einbuttern und bemehlen und sie in den Gefrierschrank stellen. Die Schokolade schmelzen (im Wasserbad), Butter und Zucker ebenfalls beigeben und schmelzen lassen, dabei immer gut rühren. Leicht abkühlen lassen und dann die aufgeschlagenen Eier untermischen, eins nach dem andern. Zuletzt das gesiebte Mehl untermischen. Die Mischung in die Förmchen verteilen und sie in den Gefrierschrank stellen für mindestens 4 Stunden.
Den Ofen vorheizen auf 220° und dann die gefrorenen Förmchen backen während 10 Minuten. Wenn die Förmchen schon am Vortag gefroren wurden, backt man sie während 15 Minuten.
Das Backen macht eine äussere Kruste, das Innere bleibt dabei weich und cremig. Noch heiss servieren, mit etwas Puderzucker bestäubt und wenn gewünscht etwas frischen farbigen Früchten. 

Dienstag, 11. August 2015

"Nachts in Vals" - ein kurzweiliges raffiniertes Panorama

Nachts in Vals
Nachts in Vals; Tim Krohn, Galiani 2015,
ISBN 978-3-86971-116-4, CHF 21.90
- Erscheint am 17.8.2015 -
Wie herrlich leicht liest sich "Nachts in Vals"! Es sind dies einige Kurzgeschichten von Tim Krohn, die im handlichen Büchlein nächstens erscheinen werden!

In letzter Zeit habe ich immer mittags eine Pause im Wortreich eingelegt, ein bisschen den Sommer genossen und auf dem Badetuch liegend das Buch in die Hand genommen. Ein Sternenhimmel begrüsst den Leser auf dem Cover - was ja bei grosser Hitze leicht kühlend wirken kann ;-)

Es sind Geschichten, die so leicht dahinfliessen wie das Thermalwasser in Vals und Tiefgang haben wie die klaren Sternennächte in der Winterskälte! Es sind allesamt Geschichten von Gästen des Thermalhotels in Vals, die unabhängig voneinander dort logieren und uns ihre ganz eigenen speziellen Lebenssituationen nahe bringen.

Ich war noch nie in Vals gewesen, habe aber jetzt ein schönes Bild vor Augen, wie es dort sein könnte und was ich nachts anstellen könnte  - denn im Buch spielt das Nachtbaden oder der Nachtspaziergang an den Hängen hinter dem Hotel eine immer wiederkehrende Rolle.

Es kommen sowohl Liebesgeschichten, glückliche wie unglückliche, Einsamkeitsgeschichten, tragische und hintersinnige Geschichten vor.

Ich kann dieses Buch nur empfehlen: Stimmungsvoll liest sich das Buch, vielseitig sind die Menschen und deren Geschichten, die drin vorkommen und der Autor erzählt sie uns mit Raffinesse und Sorgfalt!

Bis nächstens im Wortreich
Christa Pellicciotta



Samstag, 1. August 2015

Ein Grund, sein bisheriges Leben komplett aufzugeben


Der Grund

Anne von Canal mareverlag 
CHF 28,90 ISBN 978-3-86648-196-1
Laurits Simonson verdient seinen Lebensunterhalt als Barpianist auf Kreuzfahrtschiffen. In den letzten Jahren lebte er zwischen seinen Arbeitseinsätzen in Venedig bei Rosa. Nun ist sie schwanger und Laurits, der weder eine feste Beziehung und noch weniger ein Kind möchte, ist froh, von ihr wegzukommen. Er hat nicht vor, zu ihr zurückzukehren.

Die Geschichte wechselt nun von seinen Erlebnissen auf dem Schiff zu Rückblenden auf sein vergangenes Leben. Diese beginnen als er fünf Jahre alt ist. Seine Mutter und sein Vater werden beschrieben, seine schwierige, eher distanzierte Beziehung zu ihnen und sein lange gehegter Lebenstraum Pianist zu werden. Obwohl er hart dafür arbeitete, zerbricht dieser, als er mit zwanzig Jahren die Aufnahmeprüfung für das Konservatorium nicht besteht und von seinem Vater gezwungen wird, Arzt zu werden. So wie dieser selber.

Wider Erwarten führt er trotzdem ein gutes Leben. Er wird erfolgreicher Arzt, heiratet seine grosse Liebe, hat mit ihr eine Tochter. Seine Leidenschaft zur Musik verdrängt er vollständig.

Warum er schliesslich zum Barpianisten wird, was mit seiner Familie passiert ist, warum er keine neue Familie, nicht einmal eine neue Beziehung haben möchte, wird aufgrund seiner Erzählungen immer klarer und am Schluss sehr gut verständlich.

Genau dieses Herantasten an den Grund seiner jetzigen Lebensführung hat mich fasziniert.
Der deutschen Autorin Anne von Canal gelingt es, mit ihrer Geschichte eine Art Sog entstehen zu lassen. Ich wollte unbedingt wissen, was diesen Menschen so verändert und vor allem, warum er seine Familie, die er so sehr geliebt hat, verlassen hat und aus seinem Leben komplett ausgestiegen ist.
Brigitte Lusti
Viel Vergnügen und bis zum nächsten Mal!
Brigitte Lusti
PS
Natürlich erhältlich in der Buchhandlung Wortreich in Glarus