Samstag, 29. April 2017

Was Vögel mit Menschen gemeinsam haben können

Sprache der Krähen
Sprache der Krähen,
von Georg Elterlein,
Picus Verlag,
ISBN 978-3-7117-2039-9
Leonard hat Max, seinen Bruder, zwanzig Jahre nicht mehr gesehen. Er weiss daher nicht, dass er einen 10-jährigen Neffen hat. Von diesem erfährt er erst, als die Polizei ihm mitteilt, dass Bruder und Schwägerin bei einem Autounfall gestorben sind und Erik, der Neffe, als Einziger diesen Unfall überlebt hat. Nun muss überprüft werden, ob er als Onkel sich als Vormund eignet.
Leonard selber kann sich das nicht vorstellen. Seit Jahren lebt er allein und zurückgezogen. Offiziell ist er Schmied, inoffiziell finanziert er sich seinen Lebensunterhalt mit Einbrüchen. Möchte er Erik zuerst nicht mal kennenlernen, wird schon beim ersten Treffen etwas tief Verschüttetes bei ihm angerührt. Der Junge, der beim Unfall nicht verletzt wurde, aber seine Sprache verloren hat, fasst sofort Vertrauen zu seinem Onkel. Schnell öffnet er sich nur noch ihm, zuerst mit Zeichnungen, dann schriftlich.
Krähen spielen eine grosse Rolle im Leben von Erik. Zusammen mit seinem Vater hat er diese genau beobachtet und kennt ihre Verhaltensweisen. Sein Vater hat ihm auch erzählt, dass Krähen zwei Sprachen haben. Eine für die allgemeine Verständigung und eine nur für Verwendung innerhalb der Familie. Dieses Bild eignet sich gut für den Roman. Geht es doch auch hier um Familie, Loyalität, Zusammengehörigkeit.
Der Roman ist eine Mischung zwischen Thriller und Familiendrama. Die Sprache ist knapp und karg und passt sehr gut zur Geschichte. Schon nach wenigen Sätzen ist man völlig davon gefangen und kann nicht mehr aufhören zu lesen. Bis am Schluss ist nicht klar, welche Seite von Leonard die Oberhand gewinnt und ob Erik es schafft, zurück ins Leben zu finden.
Ein sehr empfehlenswertes Buch!


Brigitte Lusti Buchhandlung Wortreich Glarus
Natürlich erhältlich in der Buchhandlung Wortreich in Glarus
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